Matthias Jung


 

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Zeitsprung - Gemeinde 2030

 

 

Verspochen.

Predigt am 20. November 2005 über Offenbarung 21, 1-7
(Ewigkeitssonntag)

 

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; 
denn der erste Himmel und die erste Erde 
sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, 
von Gott aus dem Himmel herabkommen, 
bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: 
Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! 
Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst,
 Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 
und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, 
und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; 
denn das Erste ist vergangen. 
Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! 
Und er spricht: 
Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 
Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. 
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. 
Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 
Wer überwindet, der wird es alles ererben,
 und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.

(Offenbarung des Johannes 21,1-7)

 

Liebe Gemeinde, 

19 Monate lag der Tod seines Vaters zurück, 
als Michael Schibilsky am Ende eines Trauerweges 
seine Gedanken und Gefühle an einem Novembertag wie diesem
 in einem Gedicht festhielt: 

November – Morgen ( Schibilsky, Trauerwege S.268) 

An einem klaren, kalten , aber sonnigen Novembermorgen, 
am Grab stehen, 
Wochen und Monate, vielleicht sogar Jahre danach, 
allein da sein, 
sicher erinnern, wie wir damals in der Frühlingssonne 
am offenen Grab gestanden haben, 
damals, 
noch ganz befangen in der Trauer des Augenblicks, 
und erkennen nicht ganz die Tragweite. 
... 
An einem ruhigen, kalten und sonnigen 
Novembermorgen noch einmal dastehen, 
ein Grabstein, ein umpflanztes Feld. 
Raureif wird kommen, 
sich auf Tannennadeln senken 
wie Kristalle und weißer Staub. 
Auch meine Daten werden einmal stehen, 
ein Anfang und auch ein ende. 
Ein Grabstein, 
ein umpflanztes Feld, sonnenbeschienen. 
Grenzen und Strahlen, beides. 
Bis Gottes Tag kommen wird, 
und er unsere Zeit aufhebt, in seine Hände nimmt, 
sie aufhebt, und wir seine Liebe spüren. 
Dann werden wir nicht mehr fragen, 
dann werden wir seine Herrlichkeit sehen 


Heute machen sich viele Menschen auf den Weg. 
Manche sind allein unterwegs, andere gehen mit der ganzen Familie.
Sie kommen erst in den Gottesdienst in der Kirche
und gehen dann weiter zu den Gräbern ihrer Angehörigen.. 

Bei einigen ist die Trauer noch ganz frisch, die Lücke schmerzt noch sehr. 
Andere können schon gelassener stehen bleiben und der Erinnerung begegnen. Die Wunde 
schmerzt zwar noch, 
aber sie wird mehr und mehr begleitet von einem Gefühl der Dankbarkeit 
für geteilte, gemeinsam erlebte und getragene Zeit. 

Der Schrecken des Todes hat für Sie, liebe Angehörige, in diesem Jahr ein ganz besonderes Gesicht. 
Für uns alle aber hat der Tod sehr verschiedene Gesichter. 
Das Leid füllt viele Seiten in den Zeitungen, 
die auf unseren Frühstückstischen liegen und morgens aufgeschlagen werden. 
Und manchmal bleibt unser Auge an einer Nachricht hängen. 
So ging es mir in dieser Woche: 
da war eine Anzeige einer Familie, die die Geburt ihres sechsten Kindes ankündigte. 
Aber hinter dem Namen des ersten Kindes stand ein kleines Kreuz, gestorben 1992…

Uns als christliche Gemeinde verbindet, dass wir an diesem Tag nicht nur das Lied vom Tod singen. 
Uns ist eine alle Grenzen des Vorstellbaren sprengende 
und eigentlich nicht in Worte zu fassende Hoffnung 
anvertraut, zugesagt, versprochen: 
Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, 
denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen und das Meer ist nicht mehr ... 
Und Gott wird bei den Menschen wohnen, 
und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, 
und der Tod wird nicht mehr sein, 
noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, 
denn das Alte ist vergangen. 


Bilder einer Hoffnung.
Hinter der Grenze des Todes, so ahnen, spüren wir, ist Licht, ist Hoffnung.
Hoffnung, die von Kreuz und Auferstehung Jesu her auf uns zukommt:
Durch die Ohnmacht des Todes fallen wir in Gottes Hände.
So wie wir unsere Verstorbenen begraben und die Erde sie wie ein Schutz umgibt,
so umgeben uns Gottes Hände in dieser Welt und in der künftigen Welt.

Gott wird abwischen alle Tränen und weder Leid noch Geschrei noch Tod wird mehr sein.
Bilder einer Hoffnung.

Aber mehr noch.
Nicht nur ein Bild, dass eine Ahnung aufkommen lässt.
Nicht nur ein Bild, das in uns ein Gefühl von Geborgenheit wach werden lässt.

Nein, hinter diesen Bildern steckt ein Versprechen Gottes.
Nicht nur ein Bild, ein Versprechen.
Und hinter Versprechen steht immer eine Person, die für das bürgt, was sie verspricht.
Und hinter diesem Versprechen steht Gott, der Vater Jesu.

Versprochen 
ist uns ein neuer Himmel und eine Erde.
Versprochen 
ist uns, Leid, Schmerz, Trauer und Tod haben ein Ende.
Versprochen 
ist uns, das aufbewahrt wird für immer, was aufbewahrt werden muss.
Versprochen 
ist uns, dass wir am Ende nicht allein sind.
Versprochen 
ist uns, dass es auch in dieser oft so schrecklichen Welt Zeichen von Trost und Hoffnung gibt.
Versprochen 
ist uns, dass unsere Gebete und Klageschreie nicht ins Leere gehen.
Versprochen 
ist uns, dass Gottes neue Welt schon heute beginnt.
Versprochen
 
ist uns, dass wir nicht tiefer fallen können als in Gottes Hand.

Amen.